Die Entwicklung vom Ei bis zum Ausflug
Jetzt mit Ton. Hubert Willems
Ab dem 21.06.22 werden wir den Live-Stream abschalten, weil die Jungvögel doch überraschend schnell selbständig geworden sind. Binnen einer Woche haben sie etwa seit dem 11. Juni den
Luftraum erobert und nur noch selten den Horst aufgesucht. Soweit man es bis heute sehen kann, haben alle drei Jungen den Abflug gut geschafft. Da gibt es dann nicht mehr viel zu sehen, außer den
Hinterlassenschaften. Wenn die Luft dann ganz rein ist, wird auch der Horstputz zum Abschluss dieser Brutsaison noch stattfinden.
Vielen Dank an unseren Zuschauer.
Ruth Hammann-Jähme
Unsere jungen Wanderfalken sind jetzt schon genauso groß wie die erwachsenen Vögel.
Sie haben in den letzten Wochen das volle Federkleid ausgebildet, ihre Flügel trainiert und fast ständig ihr Gefieder gepflegt und die letzten Daunen herausgezupft. Die Alt Vögel sind nicht mehr
so oft im Horst gelandet, um Beute abzuliefern. Der Grund dafür ist, dass die Jungen nicht mehr schwerer werden sollen, damit das Fliegen leichter fällt. Und wenn sie hungrig sind, erhöht das die
Motivation, den Horst zu verlassen.
In der zweiten Juniwoche schien der Wanderfalkenhorst zeitweise verlassen.
Was machen die Jungvögel? Ist ihnen etwas passiert? Am Samstag, den 11.06.22 machte ich mich auf die Suche und stellte fest, dass einer der Jungen auf einem unteren Sims der Dreifaltigkeitskirche
große Aufmerksamkeit auf sich zog, weil sich sein grelles Bettelgeschrei zwischen der Kirche und dem Haus der
Münze überschlug. Also war schon mindestens einer gestartet und es ging ihm gut. Geduldiges Warten und die gleichzeitige Beobachtung der Anflugstange und des Himmels brachten die Lösung. Die
anderen beiden Jungen nutzten das gesamte Sims rund um den Turm für gewagte Erkundungen „zu Fuß“. Auf der Rückseite des Turms muss auch eine Fütterung stattgefunden haben, denn es kam auch aus
dieser Richtung Bettelgeschrei und Federn flogen durch die Luft.
Wenig später konnten wieder zwei Junge im Horst beobachtet werden. So nimmt die Entwicklung der diesjährigen neuen Brut bisher einen guten Verlauf. Die Eltern bieten ihnen nun im Flug Beute an
und so lernen die Jungen das Jagen in der Luft. Jetzt verbleiben noch zwei bis drei Wochen bis sich der Familienverband auflösen wird.
12.06.22 Ruth Hammann-Jähme
Ruth Hammann-Jähme
Unsere drei jungen Wanderfalken sind jetzt 9 bzw. 10 Tage alt. Man kann nun sehen, dass sie allmählich ihr weißes Dunenkleid (das ist der Fachausdruck) verlieren. Stattdessen zeigen sie ein zunehmend graues Gefieder, das das weiße flauschige ersetzt. Langsam werden sie zu groß, um vollständig unter dem warmen Federkleid der Mutter verschwinden zu können. Der wesentlich kleinere Terzel schafft es gar nicht mehr, sie mit seinem Körper zuzudecken, wenn das Weibchen mal den Horst verlässt. Jetzt bilden sie, wenn sie allein gelassen werden, eine Wärmepyramide. Sie schützen sich vor dem Auskühlen, indem sie sich die Bauchseite zuwenden und gegenseitig wärmen. Wir werden ab jetzt beobachten können, dass sich das Federkleid der Jungvögel ständig verändern wird.
Nun hat sich das Warten doch sehr gelohnt: 32 Tage nachdem das dritte Ei im Horst lag, schlüpfte das erste Junge. Vor zwei
Jahren passierte alles rund vier Wochen früher.
Mit dem dritten Ei hat das Weibchen das Gelege nicht mehr verlassen. Es gab in der Zeit zwar viele relativ kalte Nächte, aber auch viele sonnige Tage. Das mag dazu beigetragen haben, dass sich
die Brutzeit nicht in die Länge gezogen hat.
In den kommenden Tagen werden hoffentlich noch zwei gesunde Geschwister schlüpfen und das möglicherweise noch unerfahrene Paar
muss seiner Aufgabe gerecht werden. Jetzt ist der Terzel gefragt: Kann er die junge Familie mit ausreichend Nahrung versorgen?
Die Falkenmutter wird den Horst nicht verlassen, solange die Jungen noch auf ihre Körperwärme angewiesen sind. Und so schützt sie sie auch vor
Nesträubern.
Also muss vorläufig der Vater allein auf die Jagd gehen, um sowohl die Jungen als auch das Wanderfalkenweibchen „durchzufüttern“.
01.05.22 Ruth Hammann-Jähme
02.05.2022: Das 2. und das 3. Wanderfalkenjunge
Es ging Schlag auf Schlag. Nachdem das erste Junge am 1. Mai geschlüpft ist, kamen das zweite und das dritte im Laufe des folgenden Tags hinterher.
Somit muss man sich keine Sorgen mehr machen um unbefruchtete Eier, alle sind geschlüpft und vital. Der Terzel schafft Nahrung heran, das Wanderfalkenweibchen hudert die Jungen umsichtig und das
milder werdende Wetter erleichtert allen das Dasein.
Interessant zu sehen ist, dass das Weibchen im hinteren rechten Eck ein Proviantlager angelegt hat.
Der Nahrungsbedarf der Jungen ist ja noch sehr bescheiden. Aber so kann sie sie aus der Ecke dort versorgen, wenn Hunger gemeldet wird. Nichts verkommt! Dafür sind Wanderfalken bekannt, dass sie
das Erbeutete voll verwerten, soweit es essbar ist.
Das Wanderfalken-Update.
Seit dem 31.03.22 sitzt das Wanderfalkenweibchen beharrlich auf seinem Gelege. Es gab nur wenig Chancen, zu sehen, ob vielleicht noch ein viertes Ei hinzugekommen ist.
Am 04.04. ist es Hubert Willems gelungen, einen Screenshot zu machen, auf dem beide Elternvögel zu sehen sind und das immer noch aus
drei Eiern bestehende Gelege. Deutlich zu sehen ist auch, dass der Terzel ein jüngeres Exemplar ist. Fünf Tage nach dem letzten Ei ist jetzt nicht mehr mit weiteren zu rechnen.
Nun können wir uns, wenn alles gut geht, ab dem 30. April auf das Schlüpfen der Jungen freuen. Der Livestream wird auf jeden Fall schon früher eingerichtet sein. Ab dem 08.04.22 gibt es wieder die Möglichkeit, zunächst die minütlich wechselnden Bilder der Webcams auf einem Bildschirm im Ofenhaus Fritz zu betrachten. Auch der Livestream wird dann dorthin übertragen. Der Bildschirm ist dankenswerterweise wieder eine Leihgabe des Elektrogeschäfts EP:Sirimsi.
Aufnahmen im Falkenhorst am Montag, den 4. April 2022
Naturgemäß gibt es von Wanderfalken im Herbst wenig zu berichten. Sie bleiben vergleichsweise unsichtbar, wenngleich die erfahrenen Falkenkenner sie gelegentlich am Himmel entdecken können.
Der erfahrene Wanderfalke behält aber sein Revier im Auge, denn das nächste Frühjahr kommt bestimmt. Da kann man auch schon im November nach einer Braut Ausschau halten und auf den Horst
aufmerksam machen. Am 23. November machten es die Webcams möglich, einen Terzel zu beobachten, der sogar mehrere Stunden auf dem Sims am Horst im Nord-Ost-Turm des Dom saß und sehr aufmerksam den
Himmel beobachtete.
Genau vier Wochen später, am 20. Dezember, hat dann ein Wanderfalkenweibchen in der Fensteröffnung Platz genommen. Sie sind also da und wir haben Grund zur Hoffnung, dass es 2022 wieder eine
erfolgreiche Brut geben kann. Und wir können auch gespannt sein, was für ein Paar sich finden wird, nachdem „Gudrun“ 2020 verunglückt ist. Werden zwei ganz Neue kommen? Oder wird „Peter-Joseph“
noch einmal auftauchen und seinen angestammten Horst wieder beziehen? Wir werden sehen …
Ruth Hammann-Jähme
Es sind leider spärliche und eher ernüchternde Neuigkeiten aus dem Nord-Ost-Turm des Wormser Doms.
Über den ganzen Monat April konnte man sporadische Besuche beobachten: Abwechselnd, aber durchaus am gleichen Tag, sah man den jungen Terzel, das etwas ältere Wanderfalkenweibchen und gerade in
den ersten beiden Wochen regelmäßig einen Turmfalken. Die Beobachtungen sind teilweise auch Glücksache, weil man genau zur rechten Zeit einen Blick auf die Webcam-Bilder werfen muss. Aber
NABU-Mitglieder und andere interessierte Freunde der Wormser Wanderfalken sind auch aufmerksam.
Das reifere Weibchen ist gut an der Größe zu unterscheiden und am Muster des Federkleides. Sein Brust- und Bauchbereich ist eher quer gestreift. Der junge Terzel, ein einjähriger Vogel, deutlich
kleiner als das Weibchen, ist an dem „getropften“ Muster über Brust und Bauch zu erkennen. Die Turmfalken sind nochmals kleiner, haben im Verhältnis einen längeren schmaleren Stoß (die
Schwanzfedern) und eine deutlich rotbraune Farbe vor allem über dem Rücken.
Alle schienen recht interessiert an dem exklusiven Nistplatz zu sein.
Die letzte erstaunliche Sichtung des jungen Terzels war am 29.04.21, da konnte man sehen, dass er wieder einen Beutevogel in den Horst getragen hat. Ob er damit immer noch eine potenzielle
Gefährtin überzeugen wollte, oder ob er einfach ein Proviantlager brauchte, kann man nicht wissen.
Am Ende jedoch, gehen wir mit dem fortgeschrittenen Frühjahr davon aus, dass in diesem Jahr keine Brut mehr stattfinden wird. So bleibt zu hoffen, dass die beiden Wanderfalken das Revier über den
Herbst und Winter hinaus im Auge behalten und im kommenden Frühjahr dann zur Brut bereit sind.
Das im vergangenen Jahr verunglückte Wanderfalkenweibchen „Gudrun“ hat nun als Präparat seit längerem einen festen Standplatz im Schaufenster von Ofen Horn erhalten. Es wird dort gerne von
Passanten bestaunt. Man kann den Vogel hier aus nächster Nähe betrachten und sich von der Größe des Vogels überraschen lassen. Zur Zeit erhält Gudrun eine Vitrine und ist nur kurz
„verschwunden“.
Ab dem 10.05.21 wird sie voraussichtlich wieder ausgestellt sein. Die Vitrine für "Gudrun" wurde von der Stadt Worms gesponsert.
Ruth Hammann-Jähme, 03.05.21
Es war ein spannendes Jahr mit Höhen und Tiefen für die Wanderfalken am Wormser Dom.
Das Jahr begann mit einem Arbeitseinsatz mit besonderer technischer Unterstützung von Andreas Wengrzik zum Einbau einer zweiten Webcam. Fortan hatte der interessierte Zuschauer den Blick aus zwei Richtungen auf das Brutgeschehen. Eine klare Verbesserung!
Kurz zuvor konnten aufmerksame Zuschauer aber schon das Falkenpaar vom Vorjahr, Gudrun und Peter-Joseph bei der Balz beobachten. Das erste von vier Eiern lag dann am 5. März im Nest und bis zum letzten Schlupf mussten wir vierzig Tage warten.
Von nun an sorgten die Eltern Gudrun und Peter-Joseph auf opferungsvoll und umsichtig für Wärme und jede Menge Futter, so dass das Quartett bestens versorgt war und kräftig zulegte.
Mit dem Flugtraining im Horst wurde es dann auch spannend, denn Mitte Mai hatte sich ein noch flugunfähiger Jungvogel zu nah an den Abgrund gewagt. Seine bisherigen Übungen bewahrten ihn wohl vor einem zu harten Aufprall und ein Schutzengel sorgte dafür, dass zwei junge Gerüstarbeiter ihn einsammelten und zu seiner Rettung beitrugen. Zwei Wochen später konnte er wie der in den Horst zurückgebracht werden, wo die Eltern ihn problemlos weiterversorgten. Kaum wieder vollzählig, sorgte der gefiederte Bruder für Aufregung. Er musste eben falls nach einer großen Rettungsaktion von einem gezähmten Falken paar beim hilfreichen Falkner Klaus Hölscher aufgepäppelt werden. Er hatte eine kleine Verletzung davon getragen und wurde dann dort gesundgepflegt und ausgewildert.
Richtig tragisch wurde es jedoch, als Passanten beobachteten, wie ein Falke nach einer Kollision mit einer Fensterscheibe gegenüber dem Dom tot
herabfiel. Dessen Beringung lieferte den Beweis, dass es sich um unsere Falkenmutter handelte. Nach dem Teile der Ringnummern von
Horst-Beobachterinnen erkannt worden waren, konnte man die voll ständige Information an die Vogel warte Radolfzell senden.
Von dort kam die traurige Auskunft, dass es Gudrun sei, die am 10.März 2017 in Karlsruhe auf dem LVA-Hochhaus beringt worden war. Der goldfarbene Ring am anderen Fuß signalisierte, dass Gudrun damals in einem menschengemachten Horst geschlüpft war. Die drei Jungvögel, die zu dem Zeitpunkt schon flügge waren, wurden vom Terzel weiterhin versorgt und sie waren bis Ende Juni im und um den Horst zu sehen. Anfang Juli haben drei Helfer den Horst gesäubert und mit neuem Split versehen und nebenbei den Glockenturm von den vielen Federn gereinigt.
Nun hoffen wir natürlich sehr, dass Peter-Joseph wieder eine Partnerin findet. In diesem Zusammen hang haben wir erfahren, dass der Falkner, der sich dankenswerterweise der beiden jungen Bruchpiloten angenommen hatte, im Herbst ein Falkenpaar um den Dom kreisen sah. Außerdem hat vermutlich unser Terzel einmal eine nur halb vertilgte Taube im Horst zwischengelagert und den Rest später verzehrt. Das nährt unsere Hoffnung, dass er sein Revier im Auge hat und es ihm gelingt, eine neue Partnerin für sein „Luxusappartement“ zu finden.
Die verunglückte Gudrun, die nach ihrem tödlichen Unfall äußerlich unversehrt war, wurde fachgerecht präpariert und für die Nachwelt er halten. Da der Wanderfalke unter Schutz steht, war dies erst möglich, nachdem zum einen die rechtliche Genehmigung erteilt war und zum anderen der NABU die Kosten hierfür übernommen hat. Sie ist nun im Schaufenster von Ofen Horn gegen über der Tourist-Information zu bestaunen und soll nach Möglichkeit auch zu besonderen Gelegenheiten anderweitig ausgestellt werden.
An dieser Stelle gibt es noch eine wichtige Personalie: Dr. Hilmar Kienzl hat eine Nachfolgerin, Ruth Hammann Jähme, für das Wanderfalken Projekt gefunden, wird es aber weiterhin mit Rat und Tat unterstützend begleiten.
Zum Start der neuen Brutsaison zeigt sich das Falkennest am Wormser Dom aus einem neuen
Blickwinkel: Anstatt von innen mit Blick über Worms schauen wir nun von außen in die "Brut-Nische".
Mit großer Unsicherheit, wie das Jahr für unsere Domfalken laufen würde, blickten wir in das Jahr 2019. Flöge dem männlichen Wanderfalken eine neue Falkenfrau zu? Würde wieder der Falkenvergifter
zuschlagen?
Nach Abschluss der Restaurierung des Domturms 2018 hatte ein neues Wanderfalkenpärchen sofort unseren
neuen Horstplatz angenommen. Wegen des Einbaus neuer Glocken im Turm war ein Umzug nach ganz
oben notwendig geworden. Wir hatten einen komfortableren neuen Horstplatz geschaffen mit optimalen räumlichen Bedingungen und einer
besseren Ausrichtung der neuen Kamera, gestiftet vom Wormser Weinhandelshaus Valckenberg, die einen
verbesserten Blick auf die zu erwartende Brut erlauben sollte. Am 20. März entdeckten die Wanderfalken-
freunde dank Webcam-Bild das erste Ei auf ihren Bildschirmen. Im Abstand von je zwei Tagen gelegt, fanden sich dann drei Eier gut bebrütet im Horst. Als endlich nach 33 Tagen der Schlupf des
ersten Kükens gemeldet wurde und wieder im Abstand von ca. zwei Tagen die weiteren zwei Jungen schlüpften, gab es fast jeden Tag neue „Screenshots“, also Bildschirmabzüge, die das rasche Wachstum
der kleinen weißen Federbällchen und ihre fleißig fütternden Eltern zeigten. Diese schöne Bilddokumentation ist auch jetzt noch bei Aufruf von „Wanderfalken-Webcam
Wormser Dom“ unter „erfahren Sie mehr über die Wanderfalken“ dank der Internetredaktion der Stadt
Worms zu sehen.
Endlich sah es sehr gut aus für den Wanderfalkennachwuchs im Dom. Ein Glück trotz zweier Umzüge des Horstplatzes und zwei Jahren früh-
zeitigen Todes bzw. plötzlichem Verschwinden der noch nicht flugfähigen Jungen. Die Brut von 2018 wuchs rasant. Als Donnerstag vor Pfingsten die neuen Glocken des Domes unterhalb der Falken
erstmals kräftig probeweise erschallten, zeigten sich die Tiere davon ungerührt. Aber zu Pfingsten, als das große Geläut aller Glocken der Stadt festlich ertönte, wurde deutlich, dass sich im
Horst nichts mehr regte. Glücklicherweise konnte aber dem Gerücht, dass das
neue Geläut die Tiere getötet haben könnte, sofort durch unsere Bilddokumentation widersprochen werden.
Erst nach Pfingsten war es möglich, zum Horst zu klettern und zusammen mit Klaus Rupprecht vom NABU fanden wir die toten Falken und eine tote Taube vor, die zur Polizei gebracht wurden. Eine
Anzeige erfolgte wegen des Verbrechens des Tötens von streng geschützten Tieren.Diese Vergiftungsannahme ergab sich daraus, dass sich unter dem toten Körper des vergifteten weiblichen
Wanderfalken eine mit Gift präparierte Haustaube verbarg. Sie war, absichtlich flugbehindert, in der Luft erbeutet und offenbar den Jungen verfüttert worden. Dies führte auch zum Vergiftungstod
der Falkenmutter und aller Jungvögel. Die von dem Täter angewandte Giftklasse ist so tödlich, dass ein Kind, welches eine solche Taube berühren würde und dann seine Finger in den Mund brächte, in
Lebensgefahr kommen könnte. Die Belohnung von 2500 Euro für Hinweise, die zur rechtskräftigen Verurteilung des Täters führen, bleibt bestehen.Der männliche Falke, der Terzel, war im betreffenden
Zeitraum auf Beuteflug und überlebte daher. Er ist der
„Revierbesitzer“ und wartete ab Februar 2019 auf eine neue Falkenfrau.
Ab Mitte Februar tauchte ein weiblicher Falke am Dom auf und bald konnte man die Balz im Horst sehen.
Am 15. März lagen wieder drei Eier in der Kiesmulde, aus denen nach 30 Tagen zwei Küken schlüpften. Das
dritte Ei war verschwunden. Vielleicht war es nicht befruchtet und deshalb von den Eltern „entsorgt“
worden. Die zwei Jungen entwickelten sich gut und begannen sechs Wochen später ab Ende Mai bereits erste Flugversuche um den Dom. Nachdem die Bettelelflüge um Beute noch einige Wochen über der
Stadt zu hören und zu sehen waren, verbringen
sie jetzt den ersten Winter wohl in wärmeren Gefilden wie z.B. an der französische Atlantikküste. Zurück in
Deutschland im Frühjahr 2020 werden sie von ihren Eltern, die auch im Winter immer wieder am Dom zu
sehen sind, nicht mehr in der Nähe geduldet. Sie müssen sich ein neues Revier suchen, um die Existenz der relativ kleinen Population von ca. 1500 Brutpaaren in Deutschland zu erhalten.
Die Bedürfnisse dieses Felsbrüters sind indes nicht leicht zu befriedigen. Eigentlich nistet der Wanderfalke auf hochgelegenen Felsbändern mit Nischen, in denen die Eier vor Wettereinflüssen und dem Absturz geschützt sind; wie alle Falken baut er kein eigenes Nest. In Mitteleuropa über-wiegen Felsbruten, während beispielsweise in Ost- und Nordeuropa ganze
Wanderfalkenpopulationen in Baumhorsten von Kolkraben, Milanen oder Steinadlern brüten. Nur bedingt ist der Vogel zum Gebäudebrüter geworden. Soll ein Gebäude einen natürlichen Nistplatz in einer Wand er-setzen, muss die Nistunterlage in mindestens 40 Metern Höhe liegen, wie der LBV Wanderfalken-Experte Ulrich Lanz erklärt.
Der NABU Worms-Wonnegau hat für Hinweise, die zur Ermittlung und rechtskräftigen Verurteilung des Täters führen, eine Belohnung von insgesamt
2.500,00 Euro ausgesetzt: sachdienliche Hinweise nehmen der Verband unter vorstand@nabu-worms.de und die Polizei entgegen.
Der NABU Worms-Wonnegau wird mit der Unterstützung des "Komitees gegen den Vogelmord" und weitere Wanderfalkenschützern alles unternehmen, dass dieses tierquälerische Vergehen, welches mit bis zu fünf Jahren Gefängnis geahndet werden kann, in Worms nicht mehr vorkommt und die Täter bestraft werden.
Die Ermittlungen werden, so eine Mitteilung der Staatsanwaltschaft an Dr. Kienzl vom NABU Worms-Wonnegau, wieder aufgenommen, wenn sich in der Folgezeit Anhaltspunkte für einen konkreten Täter ergeben.
Die Rettung des Wanderfalkens gilt als exemplarisch für erfolgreichen Artenschutz. Das Schutzprogramm bleibt hierdurch untrennbar mit dem NABU verbunden. 1971 begann mit der Kür des Wanderfalkens zum "Vogel des Jahres" die jährliche bundesweite NABU-Aktion, da diese Art in den sechziger Jahren in Deutschland kurz vor dem Aussterben stand. Erst 15 Jahre später, 1986, flogen wieder die ersten Jungvögel in Rheinland-Pfalz von einer Felswand der Südpfalz aus.
Ein Domturm ist für diesen Felsenbrüter gleichsam die ideale Felswand zur Aufzucht seiner Jungen. Der Freude des Wormser Dompropsts Engelbert Prieß an der Natur verdankt der NABU die Möglichkeit,
2005 eine Horstbox in 50 Meter Höhe mit Blick auf den Marktplatz von Worms einzurichten. Die natürliche Wiederansiedlung eines Brutpaares gelang in den Folgejahren. Nach dreijährigem konstantem
Bruterfolg mit je 3 Jungen pro Jahr wagte der NABU Worms, eine Beobachtungskamera mit Funkstrecke zu einem großen Monitor im Schaufester am Fuße des Nord-Ost Turms zu installieren.
Dank einer großzügigen Spende der Wormser Volksbank als Hauptsponsor, dem Bildschirm von Elektrogeschäft EP Sirimsi und dem Aufstellungsorts des Bildschirms bei Ofen Horn wurde erstmals in Rheinland-Pfalz die Livesendung aus der Kinderstube von Friedrich und Isabella - so wurde das Falkenpaar nach dem berühmten mittelalterlichen Kaiserpaar genannt - ermöglicht.
Das Kaiserpaar Friedrich der II und Isabella hat im Dom 1235 geheiratet. Vom Stauferkaiser Friedrich II stammt das Buch "Über die Kunst mit Vögeln zu jagen" und eine Jagdfalkendarstellung findet man daher in Worms an drei verschieden Orten. Der Wanderfalke ist mit bis zu 300 Stundenkilometer im Sturzflug der schnellste Vogel der Welt. Wegen seiner Kraft, Schnelligkeit und Schönheit wurde er schon vor 4000 Jahren bei Assyrern und Ägyptern verehrt und als "Herrscher der Lüfte" zur Vogeljagd eingesetzt.
Drei Monate lang fanden sich regelmäßig begeisterte Zuschauer vor dem Schaufenster ein, vor dass die Stadtverwaltung sogar eine Sitzbank für ältere Beobachter aufstellte. Immer wieder berichtete auch die Rhein Main Presse Worms über den Brutverlauf, die Beringungsaktion der beiden überlebenden Küken und die Flugakrobatik der Eltern bei der Beuteübergabe in der Luft.
Am 10. März 2011 wurde das erste Ei gelegt. Aus vier Eiern schlüpften ab 18. April drei Junge, von denen zwei ab 4. Juni auszufliegen begannen.
Die Fütterungswochen und das Flugtraining sind die interessanteste Zeit. So machten die Kleinen bei ihren Landemanövern äußerst unsanfte
Bekanntschaft mit dem harten Gestein und es kam auch zu unkontrollierten Abstürzen, erzwungen durch angreifende Krähen.
Wir danken den Fotografen Dr. Norbert Rau und Dr. Melanie Mangold für die Verfügungsstellung der Bilder.
Die Geschichte der Wanderfalken am Wormser Dom ist eine sehr bewegte.
Nachdem von uns im Jahr 2006 in 50 Meter Höhe in einem Fenster des Domturmes neben der Volksbank eine Horstbox eingerichtet wurde, zog dort bereits
2007 ein Falkenpärchen ein. Nach Kaiser Friedrich und Kaiserin Isabella benannt, gelang ihnen in den Folgejahren, gesunde Jungfalken in den Wormser Himmel fliegen zu lassen.
Dann aber erlebten wir erst durch Parasitenbefall einen raschen Tod aller Küken und dann verschwanden plötzlich die fast flüggen Jungen, vermutlich erbeutet
durch den einzigen Feind der wehrhaften Wanderfalken, den Uhu.
Als 2013 die Restaurierung des Doms auch diesen Turm erreichte und dieser für zwei Jahre völlig eingehüllt wurde, versuchten wir die Falken zum Turm der
Dreifaltigkeitskirche “umzuziehen“. Sie inspizierten zwar unser neues Angebot, doch selbst im zweiten Jahr gefiel ihnen dieses “Fensterangebot“ offenbar nicht.
Vermutlich fehlte ihnen die für Wanderfalken so begehrte “felsige Umgebung“, die ein romanischer Dom zu bieten hat. So müssen wir jetzt davon ausgehen, dass inzwischen Friedrich und Isabella wohl
einen neuen Brutplatz gefunden haben.
Als vor zwei Jahren die Renovierung abgeschlossen war und wir den früheren Horstplatz mit Zustimmung von Propst Schäfer wieder anbieten konnten, tauchte
nun ein neues Pärchen auf. Im Jahr 2016 sprach das noch nicht ganz blaugraue Rückenfederkleid des Weibchens für einen noch unreifen Jungvogel, so dass sich eine fehlende Eiablage
erklärte.
Im Jahr 2017 waren wir überzeugt, dass eine Brut gelingen würde, denn wilde Balzflüge um den Dom und der gemeinsame Verzehr einer Taube im Boxinneren sprachen für einen Erfolg.
Doch im Sommer verschwand das Interesse am Brutplatz und seither sieht man nur den Terzel, wie man einen männlichen Falken bezeichnet, sogar im Winter auf dem Turm der Dreifaltigkeitskirche allein Wache sitzen.
Und wieder müssen wir 2018 einen neuen Brutplatz anbieten. Der Einbau der neuen fünf Glocken in diesen Turm im ersten Halbjahr zwang uns, einen neuen
Horstplatz am Dom zu suchen. Und wir haben ihn gefunden. Noch ein Stockwerk höher im Turm und mehr dem Neumarkt zugewandt ist ein geeignetes Fenster, das optimale Bedingungen aufweist.
In diesem höchsten Fenster des Turms, weiter weg von den Glocken und dem Glockeneinbringungsfenster, wurde nun eine neue Beobachtungskamera eingerichtet.
Diese Möglichkeit verdanken wir dem Weinhandelshaus P.J.Valckenberg - gegr. 1786 - das uns diese neue Kamera spendete und den Falken als eingetragenes Warenzeichen seit über 100 Jahren zeigt. Daher werden wir dem Terzel die Vornamen des Unternehmensgründers Peter Joseph verleihen.
Die technische Einrichtung und die laufende Übertragung des hoffentlich erfolgreichen Brutgeschehens in 2018 wird durch Spenden an den NABU finanziert und durch die Internetredaktion der Stadtverwaltung unterstützt. Der bisherige Blick auf die Dreifaltigkeitskirche und den Siegfriedbrunnen wird unverändert und jetzt sogar ganzjährig durch eine
zweite, 2011 von der Volksbank Alzey-Worms gespendete Kamera am Dom erhalten bleiben.
Bestens verfolgbar, dank der Internetübertragung auf https://www.worms.de/de/service/webcams/, warten wir jetzt gespannt auf das, was sich hoch über Worms im Domturm im ersten Halbjahr 2018 abspielen wird.
Die Hoffnung für dieses Jahr war groß, dass das häufig am Dom zu erblickende Wanderfalkenpärchen dieses Jahr Eier legen und brüten wird. Durch die neu eingebaute Kamera mit Internetübertragung
der Bilder konnte man zweimal erkennen, das erjagte Vögel im Kasten gerupft worden waren und das es immer wieder Inspektionsbesuche gab. Die Sitzstange vor dem Kasten wurde auch wochenlang häufig
als Aussichtsplatz benutzt. Ein erfahrener Falkenspezialist fotografierte sogar eine dritten Interessenten und knipste Fotos von dem Falkenpaar in Aktionen auf dem Dom, die befruchtete
Falkeneier erwarten ließen.
In letzter Zeit sah man zwar weiterhin das Falkenpärchen im Dombereich, jedoch kaum noch im Kasten, so dass jetzt sicher ist, das es diese Jahr noch keine Brut geben wird. Der Falkenspezialist
hat hierfür auch eine Erklärung, die sich auch mit meiner Beobachtung deckt.
Der weibliche Falke ist erst eine knappes Jahr alt und wird daher erst nächstes Jahr Eier legen können. Das ergibt sich aus dem für Wanderfalken ungewöhnlich späten Erscheinen erst Ende Februar
am Nichtplatz, da Jungfalken ihr erstes Winterjahr im Süden Europas verbringen. Auch aus dem noch braungrauen Rücken- und Flügelfedern des weiblichen Falken an Stelle der später blaugrauen Federn
reiferer Wanderfalken.
Wir sind vom NABU aber nun sehr zuversichtlich, dass nächstes Jahrs dieses Pärchen früher im Jahr schon mit dem Einzug in den Brutplatz beginnt und sind auch sicher, dass die laufenden
Restaurierungsarbeiten an dem Helm des Vierungsturms kein Problem mehr sein werden. Vielleicht hatte die Montage des Gerüsts Ende Januar ein reiferes Falkenpaar, das im Winter bei uns verbleibt,
vom Bezug des Doms abgehalten.
Damit die nach Pfingsten geplante Anbringung der Fenstergitter im zur Dreifaltigkeitskirche gerichtete Domturm (nordostlich) abschließend angebracht werden können, die verlässlich Tauben vom
Einzug in den Turm abhalten werden, haben wir vom NABU letzte Woche die Kamera vorübergehend abschalten müssen. Sobald die Fenstergittermontage abgeschlossen ist, wollen wir die von der
Stadtverwaltung erworbenen Kamera mit Blick auf Worms in Richtung Dreifaltigkeitskirche außen an den Kasten anbringen. Damit wird es bald wieder diesen Internetauftritt, denn man unter webcam
worms aufrufen kann, geben. Die NABU-eigene Kamera, mit der wir zwei Jahre vergebens hofften, wieder brütenden Wanderfalken aus der Dreifaltigkeitskirche zeigen zu können, haben wir für
den weiteren Webcamblick aufs Rathaus, Marktplatz und bis zum Odenwald im Turm der Dreifaltigkeitskirche belasssen.
Aus Heidelberg ist bekannt, wann Wanderfalken letztmalig dort gebrütet haben: vor 50 Jahren. Erst in den achtziger Jahren gelang es, dank des Einsatzes einer Gruppe von Naturschützern,
diesen in Deutschland 1970 schon fast ausgestorbenen edlen Greifvogel in der Stadt Heidelberg wieder heimisch werden zu lassen.
Von Worms ist nicht bekannt, wann ein Wanderfalke seine Küken letztmalig innerhalb der Stadt oder Umgebung aufzog. Den Naturschützern des NABU gelang es, 2008 ein Falkenpärchen durch Einrichtung
eines Nistplatzes im Domturm gegenüber der Dreifaltigkeitskirche anzulocken. Von hier flogen 2009 erstmals wieder die jungen Falken aus diesem Brutplatz über die Stadt und die
Umgebung. Das Nistangebot im Dom stand dann in den letzten zwei Jahren wegen der Restaurierung des Turmes nicht mehr zur Verfügung. Doch hatten die NABU-Wanderfalkenschützer sofort,
dank der Unterstützung durch den Gemeinderat der Dreifaltigkeitskirche und Pfarrer Volker Fey, zwei Jahre eine neue Nisthilfe im Turm der Kirche eingerichtet. Leider wurde der
neue Wanderfalkennistkasten nicht angenommen. Wahrscheinlich war die „Fensterumgebung“ dem Felsenbrüter zu fremd. Hingegen erscheint der Dom für die Falken wie ein Felsgebirge, so
dass wir sicher sind, dass in diesem oder nächsten Jahr wieder ein Falkenpärchen in dem nun wieder freigelegten Turm brüten wird.
Wanderfalken wurden schon wieder gesichtet. Für die Möglichkeit, wieder in einem der Turmfenster den Nistkasten einzubauen, sind wir Probst Tobias Schäfer, wie schon früher Propst Engelbert
Prieß, sehr dankbar. Die bisher genutzte Kamera, eine Spende der Volksbank Alzey-Worms, mit Webcam-Blick über den Marktplatz bis hin zum Odenwald, haben wir auf der
Dreifaltigkeitskirche auf Wunsch von Daniel Körbel von der Internetredaktion der Stadt belassen. Zum Ausgleich erhielten wir von der Stadt auf Leihbasis eine neue Kamera. Diese wird wieder
am Dom, zuerst mit Blick in den Nistkasten, nach der Brutsaison ab Juni als weitere innerstädtische Webcam gerichtet auf die Dreifaltigkeitskirche einen Blick auf Worms bieten. Zum Schutz
der wunderbar restaurierten Steine des Domturmes haben wir mit großem Aufwand eine völlig neue “Herberge“ konstruiert, die nun auf einer Verschmutzung verhindernden Metallfläche befestigt
ist.
Wir hoffen jetzt für lange Zeit wieder den faszinierenden, im Sturzflug schnellsten Vogel der Welt auch mit seinen Jungen über der Stadt kreisen zu sehen. Immerhin finden wir den
Wanderfalken abgebildet in Worms am Hauptportal des Domes in Stein gemeißelt auf dem Arm eines Edlen, an der Rathausfront und am Schicksalsrad in der Wilhelm- Leuschner Str. in
Bronze sitzend auf dem Arm Kaisers Friedrich II in Worms 1235.
22.01.2016