Der im Südwesten gelegene Wormser Vorort Heppenheim im Eisbachtal hieß bis zu seiner Eingemeindung1969 „Heppenheim an der Wiese“. Geht man heute durch die recht schmale Eisbachaue zwischen Ortslage im Norden und einer steilen Geländekante im Süden, stellt man fest, dass es kaum noch Grünlandgibt. Ein Großteil der früher über Gräben bewässerten Wiesen wurde zu Ackerland umgewandelt, die ehemals vorhandenen Bewässerungsgräben wurden bis auf kleine Restezugeschüttet. Aufgrund seiner kleinteiligen Parzellierung bietet das Gebiet jedoch noch eine vergleichsweise hohe Vielfalt, neben den vielen kleinen Ackerschlägen gibt es Heckenzüge, Streuobstwiesen (leider recht artenarm),kleine Gärten und natürlich den Eisbach mit seinem Auenwaldstreifen. Von zwei ortsansässigen Landwirten wurden dem NABU mehrere kleine Ackergrundstücke und eine Parzelle Grünland zum Kauf angeboten. Nach nur kurzer Diskussion im Vorstand wurde entschieden, das Angebot anzunehmen und auf den Ackerflächen wieder artenreiches Grünland zu etablieren. Begonnen werden soll auf drei Ackerflächen im Gewann „Dörrwiesen“ im Osten Heppenheims. Nach einer Ausmagerung des nährstoffreichen Bodens durch eine letzte Getreide-Einsaat(ohne Dünger und Pestizide)soll mit Heumulch aus lokaler Herkunft neue Wiesen
gestaltet werden. Heu artenreicher Wiesen wird auf dem vorbereiteten Grundstück ausgebracht. Dabei werden nicht nur Pflanzensamen übertragen sondern auch viele Insekten (Eier, Larven), die der neuen Wiese sofort eine ortstypische Vielfalt an verschiedenen Lebewesen verleihen. Diese Methode wird seit einigen Jahren angewandt, um den Vorgaben des Bundesnaturschutzgesetzes gerecht zu werden, dass keine gebietsfremden Arten in der offenen Landschaft in Umlauf gebracht werden dürfen, wie dies bei bisherigem Saatgut häufig der Fall war. Vorteil der räumlichen Lage der Flächen ist die unterschiedliche Wasserversorgung. In der unmittelbaren Nähe des Eisbachs ist es eher wechselfeucht, weiter nördlich eher trocken im Gewann „Dörrwiese“, sodass verschiedene Ausprägungen der Glatthaferwiese angelegt werden können. Umso höher wird die zu erwartende biologische Vielfalt sein. Artenreiche Wiesen gehören nachweislich zu den Biodiversitäts-Hotspots. Der NABU möchte durch das Projekt dazu beitragen, neuen Lebensraum für Insekten, Spinnen, Vögel, Kleinsäuger und weitere Tiergruppen zu schaffen. Je nach Angebot durch die örtliche Landwirtschaft ist beabsichtigt, auch in den Folgejahren weitere Grundstücke zu erwerben und aufzuwerten.
Udo Christiansen
Fotostory Wiesenrenaturierung