28.04.2023
Die Stadt Worms möchte im Mittelhahntal ein bis zu 40 Hektar (400.000 m²) großes Gewerbegebiet in unmittelbarer Nähe zur Innenstadt errichten. Dies möchte die „Initiative Klimaschutz Mittelhahntal“ verhindern. Das Gebiet liegt zwischen Kirschgartenweg, Renolit, B47 und Kolpingstraße (Autobahnzubringer) im Südwesten der Wormser Innenstadt.
Flyer, Transparente, Aufkleber, Plakate und eine Webseite wurden bereits erstellt und erste Führungen über das Gelände veranstaltet. Jetzt geht die Aktion in die nächste Runde. Eine Unterschriftenaktion für einen Einwohnerantrag startete am 25. April 2023. Der Einwohnerantrag fordert, dass die Stadt Worms den Beschluss zur Änderung des Flächennutzungsplanes wieder zurücknimmt. „Unsere Gespräche zeigen: Viele Bürgerinnen und Bürger wissen nicht, was hier geplant ist. Wir wollen auf das Thema aufmerksam machen, möglichst viele Unterschriften sammeln und daraus ein Wahlkampfthema machen. Dann können die Bürgerinnen und Bürger die Parteien daran messen, was sie zum Schutz der Umwelt und des Klimas beitragen“, erläutert Michael Leukam, Vorsitzender der BUND-Kreisgruppe und einer der Sprecher der Initiative. Unterschriftenlisten gibt es auf der Webseite (www.klimaschutz-mittelhahntal.de) und liegen in Worms in folgenden Geschäften aus: Imprint (Alzeyer Str. 65D), Optik Stahr (Stephansgasse 22) und Apotheke am Wasserturm (Alzeyer Str. 60). Die Initiative erwarten eine ähnlich starke Bürgerbewegung wie beim ehemals geplanten Gewerbegebiet Hoher Stein. Damals zwang der starke Bürgerprotest die Politik zum Einlenken – das Gewerbegebiet wurde nicht gebaut.
Das Mittelhahntal hat eine herausragende Bedeutung für die Frischluftversorgung der Wormser Innenstadt. Dieses ist sowohl im Landschaftsplan als auch im Klimakonzept Innenentwicklung der Stadt Worms dokumentiert. Im Klimakonzept ist das Gebiet als wichtiges Kaltluftentstehungsgebiet und als wichtige Frischluftschneise ausgewiesen, die von Bebauung freizuhalten ist. „Worms hat mehrere Selbstverpflichtungen zum Schutz des Klimas und zur Abmilderung der Klimafolgen unterschrieben. Zudem hat sie einen umfangreichen Klimaaktionsplan erstellt, in dem der Erhalt von Frischluftentstehungsgebieten gefordert wird. Da mutet es paradox an, wenn eine so wichtige Frischluftbahn zerstört wird. Es reicht nicht aus, über Klimaschutz zu reden, es müssen auch die richtigen Entscheidungen getroffen werden“, so Marco Lenck, Vorstandsmitglied des NABU und Sprecher der Initiative.
Aber nicht nur die Frischluftzufuhr wird durch eine Bebauung unterbrochen, es gehen auch wertvollste Ackerböden verloren und die Anwohner der südlichen Innenstadt würden durch zusätzliche Luftschadstoffe und mehr Schwerlastverkehr belastet. „Der Ukraine-Krieg zeigt uns wie wichtig eine sichere lokale Nahrungsversorgung ist und die steigende Hitzebelastung und Luftverschmutzung kosten heute schon viele Menschenleben. Eine Verschlechterung der Situation in Worms wäre unter diesen Vorzeichen unverantwortlich“, erläutert Michael Leukam.
Viele Menschen nutzen das Mittelhahntal zur Naherholung, für den Sport, als Imker oder als Hobbygärtner zur Nahrungsmittelproduktion. All diese Funktionen würden verloren gehen. „Das Gebiet ist nicht nur bedeutsam für die Landwirtschaft. Es ist auch ein wichtiger Rückzugsort für Tiere und Pflanzen. Als Imkerin bin ich oft in dem Gebiet unterwegs und kann die Tiere beobachten. All das würde mit der Bebauung unwiederbringlich verschwinden“, sagt Kerstin Janneck, Sprecherin der Initiative. „Aus all diesen Gründen war diese Fläche bislang im Flächennutzungsplan nicht zur Bebauung freigegeben“, so Kerstin Janneck weiter.
Die Initiative Klimaschutz Mittelhahntal wurde im Jahr 2021 von den beiden Wormser Umweltverbänden NABU Worms-Wonnegau und BUND-Kreisverband Worms gegründet. Dort fanden sich auch viele Aktive wieder, die bereits beim Bündnis Hoher Stein aktiv waren. Innerhalb kurzer Zeit wuchs die Zahl der unterstützenden Organisationen. Aktuelle Unterstützer sind: adfc Kreisverband Worms-Alzey, Alte Pferdemetzgerei Rekiz e.V., Bündnis 90/Die Grünen Worms, Grüne Jugend Worms, Evangelische Magnus- und Matthäusgemeinde, Kreisgruppe der Jäger, e. V., ÖDP Alzey/Worms, SPD Worms Süd, Jusos Worms und Wormser for Future. Sprecher*innen der Initiative sind Kerstin Janneck (BUND), Marco Lenck (NABU) und Michael Leukam (BUND). Die Initiative freut sich über weitere Unterstützer und Aktive. Organisationen und Privatpersonen, die die Initiative unterstützen wollen, können sich per E-Mail melden: kontakt@klimaschutz-mittelhahntal.de.