Den 15. Mai 2020

Am 31. Tag nach dem Schlupf

Der junge Wanderfalke hatte genug von seinen Geschwistern und wollte den Größeren beweisen, wie toll er schon fliegen kann. Deshalb stürzte er sich heute nach unten.

Uns erreichten zahlreiche "Notrufe" auf allen Kanälen, da ja mehrere Hundert Nutzer gleichzeitig (!) das Livegeschehen verfolgen und sodann Mitteilung an Hilmar Kienzl machten. Sogar früher als befürchtet traf heute der Notruf ein, eingerichtet für “Bruchlandungen“ eines Jungfalken. Zwei junge Gerüstbauer von der Baustelle am Dom an dessen Nordseite blickten staunend auf einen am Boden

 

sitzenden verschüchterten Vogel zwischen Nordseite und Volksbank. Da kam einer der aktivsten

Beobachterinnen des Brutgeschehens am Dom, Frau Gudrun Markert vorbei, sah sofort, dass es sich um den inzwischen seit Nachmittag vermissten Jungfalken handelte. Sie organisierte einen Eimer zum Schutz des Vogels und auch mit telefonischer Unterstützung der Aufsichtsdame im Dom ermöglichte sie und Domarchitekt Hamm den Notruf. bei Dr. Kienzl. Anschließend kam es noch zu einer Vielzahl von Anrufen. Dafür herzlichen Dank an die Wanderfalkenbeobachter.  


Durch Bekanntschaft mit dem erfahrenen Falkner Klaus Hölscher wurde der Ausreißer nach Bobenheim-Roxheim in dessen Falknerei transportiert. Wäre versucht worden, ihn sofort wieder in den Horst zu setzten, wären wohl schon beim Öffnen der Gittertür hinter dem Horst die anderen Jungfalken aus Angst in die Tiefe gesegelt und das Problem vergrößert worden.
Die Fotografien von seiner neuen Pflegstelle belegen, dass er ohne Probleme von den einem gleichaltrigen Jungen und zwei jüngeren Stiefgeschwistern und deren Elternpaar akzeptiert wurde. Wegen der kleineren Füße, als die weiblicher Jungfalken, wurde er vom Falkner als ein Terzel erkannt. Die „Ammeneltern“ werden ihn nun bis zum vollkommenen Flüggewerden ätzen. Wenn Dank der Live-Kameras gesehen wird,

 

dass die drei Geschwister den Horst schon meist verlassen können, wird er wieder in den Horst zurückgetragen. Von dort aus kann er sofort losfliegen oder sich noch von seinen Eltern füttern lassen. Zwei bis drei Wochen erfolgt noch eine Fütterung durch die Altfalken auch außerhalb des Brutplatzes, bis die Jungen selbständig auf Jagd gehen können. Inzwischen wissen wir, dass der beringte Elternteil ein weiblicher Falke und höchstens vier Jahre alt ist. Da wir bisher nur Fragmente der Buchstaben auf dem dunklen Plastikring am rechten Fuß erkennen konnten, wird bei Mitteilung der vollständigen Buchstabenkennung an den NABU diese Beobachterin/-er von uns ein Anerkennungspräsent erhalten.